SachsenNetze hat die erneute interne Prüfung für den Verlauf einer 110-kV-Hochspannungstrasse zwischen den Umspannwerken Klotzsche und Rähnitz abgeschlossen. Die ursprünglichen Pläne sahen vor, dass die Leitung durch das Kerngebiet der Gartenstadt Hellerau führt. Nach intensiven Gesprächen mit dem Umweltamt der Stadt Dresden und Sachsenforst zeichnet sich eine Alternative durch die Dresdner Heide als technisch machbar und genehmigungsfähig ab. Die Ausgangslage für die Mitte 2024 durchgeführte erste Variantenuntersuchung hatte eine Trasse durch die Dresdner Heide kategorisch ausgeschlossen. Aufgrund der Vorgaben und Signale aus den Behörden kam ein solcher Eingriff in den geschützten Naturraum nicht in Betracht. „Das lag komplett außerhalb des Machbaren“, beschreibt Projektleiter Frank Wagner die Situation vor über einem Jahr.
Planung Stromtrasse Hellerau Foto: Olliver Killig - Dr. Tanja Fischer, Vorstand Bürgerschaft Hellerau e.V. und Frank Wagner, Projektleiter Hochspannung SachsenNetze besprechen die neue Alternative für die Stromtrasse.
Zusätzlich sprachen die Anforderungen des Konzessionsvertrages dagegen. In diesem räumt die Stadt Dresden dem Versorger das Recht ein, öffentliche Flächen für das Verlegen von Medien zu nutzen. Gleichzeitig hält der Konzessionsvertrag SachsenNetze dazu an, möglichst im Verkehrsraum, das heißt unter den Straßen, zu bauen. Mit dieser Regel sollen massivere Eingriff in die Natur von Vornherein verhindert werden. Da die Hauptstraßen im Dresdner Norden unter anderem durch eine hohe Dichte an Strom-, Wasser-, Abwasser-, Telekommunikations- und Wärmeleitungen als mögliche Bauräume ausfielen, blieb nur die Option übrig, die Starkstromleitung durch das dicht bebaute Hellerau zu führen.
Herausforderung im Havariefall
Basierend auf der Bereitschaft aller, die Herausforderung einer Trassensuche nochmals anzugehen, hat SachsenNetze ab Frühjahr mit Rathaus und Sachsenforst die Variante durch die Heide erneut auf technische Machbarkeit und umweltrechtliche Genehmigungsfähigkeit geprüft. Die dazu notwendige Untersuchung wurde auf Grundlage eines entsprechenden Katasters bis auf die Ebene von Einzelbäumen durchgeführt.
Nach Vorlage bei Umweltamt und Sachsenforst haben diese jetzt Genehmigungsfähigkeit für die neue Strecke signalisiert. SachsenNetze wird nun ein weiteres Fachgutachten zu dieser Trasse erstellen lassen. Dabei handelt es sich um einen sogenannten landschaftspflegerischen Begleitplan, mit dem Ausgleichsmaßnahmen ermittelt und festgelegt werden können. Auf dieser Grundlage erfolgt die abschließende Genehmigung durch Umweltamt und Sachsenforst. Parallel stellt das Unternehmen beim Straßen- und Tiefbauamt der Stadt Dresden einen Antrag zur Trassenänderung. Ungeachtet des veränderten Ansatzes bleibt die ursprüngliche Variante durch Hellerau eine Option, bis die abschließende Genehmigung vorliegt.
Kart eStromnetz 110kVHellerau Grafik: SachsenEnergie
„Dieser Kompromiss wurde möglich, weil sich alle Beteiligten bewegt und so eine neue Basis für unsere Planungen gelegt haben“, fasst Frank Wagner zusammen. Für SachsenNetze sei die jetzt gefundene Lösung mit Herausforderungen auf verschiedenen Gebieten verbunden. Die Variante durch die Heide werde bei Wartungsarbeiten beziehungsweise im Havariefall deutlich schwieriger erreichbar sein als eine Trasse unter normaler Straße. Die Schneise müsse künftig weitgehend von Bewuchs freigehalten werden. Sollte ein Tausch des Kabels nötig werden, könne dies nur über ein zusätzliches Spezialbauwerk erfolgen. Hinzu komme zusätzlicher planerischer und damit gleichzeitig zeitlicher Mehraufwand in erheblichem Umfang.
Dr. Tanja Fischer, Vorstand Bürgerschaft Hellerau e.V.: „Wir vom Verein Bürgerschaft Hellerau freuen uns für alle Anwohner und Gewerbe im Flächendenkmal, dass SachsenEnergie auf unsere konstruktive Kritik eingegangen ist und die zusätzliche Anstrengung unternommen hat, die alternative Trasse durch den Wald einer erneuten Prüfung zu unterziehen. Wir sehen dies auch als ein positives Zeichen gegen Politikverdrossenheit, dass Differenzen überwunden und Kompromisse gefunden werden können. Wir möchten uns bei SachsenEnergie, Sachsenforst, dem Umweltamt, dem Amt für Denkmalschutz und dem Stadtbezirksamt bedanken.“
Notwendigkeit der neuen Stromtrasse
Um den steigenden Strombedarf im Dresdner Norden langfristig sicherzustellen, plant SachsenNetze mehrere neue 110-kV-Hochspannungstrassen im Stadtgebiet. Eine davon ist die Trasse vom Umspannwerk Dresden-Klotzsche an der Königsbrücker Straße zum Umspannwerk Rähnitz (an der Wilschdorfer Landstraße). Die etwa fünf Kilometer lange Trasse ist Bestandteil des umfangreichen Netzausbaus in der Landeshauptstadt Dresden: 110-kV-Hochspannungstrassen | SachsenNetze
Quelle: SachsenEnergie