Die Länderbahn, die in Sachsen, Thüringen, Bayern und Tschechien als Eisenbahnverkehrsunternehmen Schienenpersonennahverkehr betreibt, übernimmt mit dem Fahrplanwechsel am 13.12.2026 einen großen Teil der Mitteldeutschen S-Bahn. Damit verbunden ist auch die Erweiterung der S-Bahn-Linien vom Ballungsraum Halle/Leipzig bis nach Plauen und Glauchau. Besonders Westsachsen wird von dem neuen Verkehrsvertrag profitieren. Hier ist die Länderbahn schon seit 1996 mit der vogtlandbahn auf den Schienen unterwegs und unterhält im vogtländischen Neumark auch ihren größten Standort mit Werkstatt, unternehmenseigener Eisenbahnschule, der Betriebsleitzentrale für alle Netze und Verwaltung. Am Mittwoch hatte das Unternehmen Vertreter der Verkehrsverbünde, Auftraggeber- und -nehmer, an der Strecke liegende Gemeinden, Partner und die Presse eingeladen, um das anspruchsvolle Betriebskonzept vorzustellen und über die laufenden Vorbereitungen zur anstehenden Inbetriebnahme zu informieren.
Mireo MDSB Länderbahn Foto: Siemens Mobility GmbH
Man sei sich im Jahr 2021, als die Ausschreibung des S-Bahn-Netzes veröffentlicht wurde, der Herausforderungen bewusst gewesen, erklärte Eugen Rubinstein, einer der beiden Geschäftsführer der Länderbahn. Mit dem neuen Verkehrsvertrag setzt das Unternehmen seinen Wachstumskurs fort. Das gesamte Streckennetz, das durch die Länderbahn betrieben wird, vergrößert sich von heute jährlich 14 Mill. Zugkilometer auf mehr als 20 Mill. Zugkilometer pro Jahr. In den kommenden zwei Jahren werden 350 neue Mitarbeitende zu den bisher ca. 1.000 Kolleginnen und Kollegen hinzustoßen und die Fahrzeugflotte wird um 41 neue elektrisch angetriebene Triebfahrzeuge vom Typ Siemens Mireo erweitert. Um die neuen Fahrzeuge warten und instand halten zu können, beginnt im Frühjahr des kommenden Jahres die bauliche Vergrößerung der Werkstatt im vogtländischen Neumark. Dafür investiert die Länderbahn über 10 Mill. Euro. „Für die Länderbahn ist dieser Verkehrsvertrag der größte Auftrag ihrer Geschichte“, betonte Eugen Rubinstein. „Es ist aber eine konsequente Weiterentwicklung sowohl für die Anbindung des Vogtlandes an den Ballungsraum Halle/Leipzig als auch für den Standort Neumark, der direkt am Streckennetz liegt.“
Der Landrat des Vogtlandkreises Thomas Hennig, der gleichzeitig auch Verbandsvorsitzender des Zweckverbandes Vogtland (ZVV) und damit einer der fünf Auftraggeber ist, unterstrich die Bedeutung des neuen Verkehrsvertrag für die Region: „Die Länderbahn ist heute schon eine der größten Arbeitgeberinnen im Vogtland. In den kommenden zwei Jahren werden allein in unserer Region noch einmal bis zu 100 neue Arbeitsplätze hinzukommen. Uns verbindet seit 1996 eine vertrauensvolle und enge Partnerschaft.“ Von der deutlich verbesserten Anbindung des Vogtlandkreises an den mitteldeutschen Ballungsraum und den internationalen Flughafen Halle-Leipzig erwartet Thomas Hennig eine deutliche Steigerung der Attraktivität als Wirtschaftsstandort und Tourismusregion.
Die beiden Projektleiter, Robert Aschenbrenner und Jan Diestel, die für die Vorbereitungen zur Inbetriebnahme des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes bei der Länderbahn verantwortlich sind, präsentierten der Öffentlichkeit gestern das komplexe Betriebskonzept und die konkreten Verbesserungen für die Fahrgäste.
Künftig werden Halle und Borna direkt miteinander verbunden. Die umsteigefreie Fahrt zwischen Glauchau und Leipzig verkürzt sich künftig auf 70 min und zwischen Plauen und Leipzig City auf 90 min. In den Abschnitten Halle – Borna und Halle - Altenburg werden Zugleistungen im Halbstundentakt für die Linien S3, S5 und S5x ausgeführt. Alle weiteren Verbindungen werden im Stundentakt (Zwickau) oder im 2-Stundentakt (Glauchau und Plauen) bedient. Damit werde eine deutlich bessere Anbindung des ländlichen Raumes an die Ballungszentren erreicht und damit die Attraktivität des SPNV gesteigert, so Aschenbrenner und Diestel.
Besonders hervorgehoben wurde der deutliche höhere Reisekomfort durch die Anschaffung der neuer elektrischen Triebfahrzeuge der Firma Siemens vom Typ Mireo, die sich derzeit noch im Rohbau befinden. „Unser Mireo-Zug hat sich als Erfolgsmodell bewährt und trägt maßgeblich zur hohen Zufriedenheit der Fahrgäste bei. Wir freuen uns, 41 dreiteilige Mireo-Züge für das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz, betrieben durch die Länderbahn, zu fertigen“, sagte Marc Ludwig, Leiter Regionalzüge bei Siemens Mobility. „Mit diesen Fahrzeugen ermöglichen wir eine höhere Kapazität pro Zug sowie mehr Komfort für die Fahrgäste.“ Bis zu 300 Sitzplätze pro Zugleistung (Doppeltraktion), deutlich mehr Türen für kürzere Fahrgastwechselzeiten, zahlreiche Steckdosen, USB-Ladebuchsen, kabellose Ladestationen für Smartphones sowie geräumigere barrierefreie Mehrzweckbereiche sorgen künftig für komfortable Fahrten im Mitteldeutschen S-Bahnnetz.
Quelle: Länderbahn