Vom 26. Juni bis zum 21. September 2025 können Sie in die faszinierende Welt des baltischen Adels eintauchen – eine Welt, die geprägt war von Macht und Pracht, aber auch von Widersprüchen, Wandel und der unaufhaltsamen Bewegung der Geschichte.Ein großes adliges Anwesen in Livland, Kurland oder Estland im 18. oder 19. Jahrhundert bedeutete: majestätische Fassaden, gepflegte Gärten nach französischem Vorbild, marmorne Treppenhäuser, kostbare Gobelins an den Wänden – und inmitten dieser prachtvollen Kulisse eine Familie des deutschbaltischen Adels.
Neue Sonderausstellung im Barockgarten Großsedlitz. Foto: MeiDresden.de
Viele dieser Adelsfamilien herrschten seit Generationen über ihre Ländereien – als Grundherren, als Richter, als Verwalter. Sie sprachen deutsch, dienten oft im russischen Zarenreich und doch waren sie tief verwurzelt in den baltischen Landschaften, die ihre Heimat bildeten. Ihre Schlösser und Herrenhäuser waren nicht nur Wohnsitze, sondern Symbole ihrer kulturellen Identität und sozialen Stellung. Das Leben in einem baltischen Adelssitz war geprägt von einem streng hierarchischen Alltag. Es war ein Leben in repräsentativer Funktion: Empfänge, Diners, Musikabende und Jagdgesellschaften gehörten ebenso dazu wie die Verwaltung großer Güter und die Sorge um die wirtschaftliche Grundlage der Familie. Gleichzeitig war das Herrenhaus ein Ort des Rückzugs – voller Bücher, Musik, Kunst und Bildung. In den Bibliotheken wurden Werke der Aufklärung gelesen, in den Salons über die neuesten Ideen aus Paris und Berlin diskutiert. Doch der Glanz dieser Welt ruhte auf den Schultern der vielen namenlosen Arbeiter und Bediensteten, deren Leben vom Dienst für die Herrschaft bestimmt war. Auch diese Stimmen gehören zur Geschichte der baltischen Schlösser – und sind in die Erinnerung einzuschließen.
Eingang zum Barockgarten Großsedlitz . Foto: Meidresden.de
Mit dem Aufkommen der Nationalbewegungen, der russischen Revolution und schließlich der Agrarreformen Anfang des 20. Jahrhunderts ging das adlige Leben in den baltischen Schlössern unwiderruflich zu Ende. Viele Familien wurden enteignet, ihre Schlösser verfielen oder wurden zu Schulen, Museen, Sanatorien. Und doch stehen heute viele dieser Bauwerke noch. Einige sind herausragend rekonstruiert – als Kultureinrichtung oder Hotel. Sie sind mehr als nur Steine – sie sind Gedächtnisorte. Orte, an denen sich Geschichte, Kunst, Architektur und gesellschaftlicher Wandel überlagern.
In der Sonderausstellung in Großsedlitz kann diese Facette der Geschichte im östlichen Europa nun mit Text und Bildern nachvollzogen werden.
Quelle: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH