Der Sanierung der Robotron-Kantine in der Lingner-Stadt durch die Landeshauptstadt Dresden steht nichts mehr im Weg. In dieser Woche erreichte das Rathaus die Fördermittelzusage des Bundes über vier Millionen Euro im Rahmen des Programms Nationale Projekte des Städtebaus. Mit dem Fördermittelbescheid des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung kann die Stadtverwaltung das Gebäude nun zu einem internationalen Kultur- und Begegnungsort umgestalten. Die Kunstbiennale OSTRALE hat dadurch dauerhaft eine Heimat in der Robotron-Kantine und das Kunsthaus Dresden kann seinen neuen Sitz dort ganzjährig nutzen.
Robotron Kantine aus der Sicht vom Rathausturm Foto: LHDD/Diana Petters
Stephan Kühn, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften: „Die Bewilligung der Fördermittel durch den Bund ist eine wunderbare Nachricht für Dresden. Die Neubelebung der Robotron-Kantine ist definitiv ein nationales Projekt des Städtebaus, das über Dresden hinausstrahlen wird. Zusammen mit unseren Eigenmitteln und der Spende der Familie Arnhold helfen die Bundesgelder ganz entscheidend dabei, das ehemalige Kantinengebäude während der nächsten Jahre in ein Kleinod der Ostmoderne mit einem - dank OSTRALE und Kunsthaus - sehr lebendigen Innenleben zu verwandeln. Die Robotron-Kantine wird zu einem echten Magneten für Kunst und Kultur, zu einem Ort der Begegnung für Jung und Alt im Herzen der Stadt.“
Die Sanierung des als architektonisches Denkmal der Ostmoderne und Teil des ehemaligen Betriebsgeländes von VEB Robotron geschützten Bauwerks kann jetzt in die Wege geleitet werden. Geplant ist die Instandsetzung der Gebäudehülle einschließlich einer Dachsanierung, die Beseitigung von Bauschäden und die Installation einer modernen Haustechnik (Strom, Wasser, Heizung). Vorgeschaltet dazu ist ein Planungswettbewerb. Die Kosten dieser Maßnahmen belaufen sich auf rund 6,1 Millionen Euro. Finanziert werden diese mit den jetzt bewilligten vier Millionen Euro Bundesmitteln, der Spende der Familie Arnhold in Höhe von 1,5 Millionen Euro und Eigenmitteln der Landeshauptstadt Dresden. Der Baubeginn ist für 2027 geplant. Spätestens Ende 2028 müssen die Arbeiten abgeschlossen und entsprechend abgerechnet sein.
Nach Abschluss dieser Sanierungsarbeiten – vergleichbar einer ersten Ausbaustufe - steht die Robotron-Kantine mit deutlich verbesserten Nutzungsbedingungen Kunst- Kultur- und bürgerschaftlichen Veranstaltungen zur Verfügung. Bis auf die eigentliche Bauphase bleibt das Gebäude weiter zugänglich und auch für die Kunstbiennale OSTRALE und das Kunsthaus Dresden nutzbar.
Historie
Der von 1969 bis 1972 im Herzen des ehemaligen Robotron-Ensembles errichtete Flachbau an der Lingnerallee ist ein Solitär. Der Bau besteht zwar auch aus seriell vorgefertigten Bauelementen des Industriebaus, doch die Architekten Herbert Zimmer, Peter Schramm und Siegfried Thiel konnten die Betriebsgaststätte eigenständig entwerfen. Das pavillonartige Gebäude wirkt dank seiner hervorstehenden Brüstungen aus Strukturbeton, dessen Matrizen Friedrich Kracht gestaltet hat, leicht und schwebend. Die Brüstungen und der terrassenartige, überwiegend überdachte Umlauf an drei Gebäudeseiten unterstreichen den Pavillon-Charakter. Die Vorderseite der Fassade zur Lingnerallee prägen Keramikfliesen in türkis-blauer Farbe. Im Inneren befanden sich an den großen Fensterfronten zwei Speisesäle mit insgesamt 800 Sitzplätzen, der dazwischenliegende Gebäudeteil diente als Küche und Essensausgabe. Jeder der Säle erhielt eine Formsteinwand, die von Bildhauer Eberhard Wolf speziell für diesen Ort geschaffen wurde. Ebenfalls zeittypisch war die Ausstattung mit einer „Moki-Decke“ aus Gips und einem Terrazzo-Boden.
Nach der politischen Wende durchlief die Kantine verschiedene Nutzungen. Jahrelanger Leerstand setzte dem Gebäude zu. Ein Abriss war in Reichweite. Zuletzt etablierte sich die Biennale für zeitgenössische Kunst „OSTRALE“ in der Robotron-Kantine. Breite Initiativen aus Stadtgesellschaft, Kultur- und Kreativwirtschaft setzten sich für den Erhalt des Ostmoderne-Baus ein. Die zwischenzeitliche Unterschutzstellung als Baudenkmal half schließlich nach jahrelangen Diskussionen, die Weichen auf Sanierung und kulturelle Nutzung zu stellen. Letztendlich gelang es der Stadt auf Initiative des Stadtrates, die Robotron-Kantine zu kaufen.
Quelle: Landeshauptstadt Dresden