Am Sonntag, 18. Mai 2025 bekam die Kreuzung Altenberger Straße/Schandauer Straße/Bärensteiner Straße den Namen Emanuel-Goldberg-Platz. Oberbürgermeister Dirk Hilbert enthüllt gegen 14.45 Uhr das Straßenschild. Mit dieser Platzbenennung ehrt die Landeshauptstadt Dresden Emanuel Goldberg, einen der bedeutendsten Pioniere der modernen Bildtechnik, und erinnert zugleich an einen außergewöhnlichen Wissenschaftler, Unternehmer und Visionär, dessen Lebenswerk lange Zeit in Vergessenheit geraten war.

Emanuel Goldberg Platz in Dresden Striesen eingeweiht. Foto: MeiDresden.deEmanuel Goldberg Platz in Dresden Striesen eingeweiht. Foto: MeiDresden.de 

Oberbürgermeister Dirk Hilbert sagte: „Mit der Einweihung des Emanuel-Goldberg-Platzes würdigen wir nicht nur das herausragende Lebenswerk eines Erfinders, sondern setzen auch 80 Jahre nach der Befreiung von der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten ein sichtbares Zeichen der Verantwortung und des Gedenkens an die jüdische Geschichte unserer Stadt. Mit der Benennung von Straßen und Plätzen nach jüdischen Dresdnerinnen und Dresdnern, erinnern wir an bedeutende Persönlichkeiten, die einst das Leben in Dresden bereicherten. Gleichzeitig führen wir uns vor Augen, wie zerstörerisch das nationalsozialistische Regime in das Leben und den Alltag verfolgter Menschen zwischen 1933 und 1945 eingriff und welch großen Verlust das für das kulturelle und geistige Leben der ganzen Stadt bedeutete.“

Roland Schwarz, Direktor der Technischen Sammlungen Dresden: „Emanuel Goldberg war ein Pionier der wissenschaftlichen Fotografie, ein Vordenker der digitalen Informationstechnik und der Manager des größten Unternehmens der Dresdner Foto- und Kinoindustrie, bis er 1933 mit brutaler Gewalt gezwungen wurde, Deutschland zu verlassen. Die Benennung der Straßenkreuzung an seiner früheren Wirkungsstätte bei Zeiss Ikon nach ihm ist aber mehr als die Würdigung eines herausragenden Dresdner Bürgers. Mit dem Emanuel-Goldberg-Platz betont Dresden darüber hinaus eine ihrer wichtigsten Traditionslinien: als weltoffene Stadt der Forschung und einer wissenschaftsbasierten Industrie."

Emanuel Goldberg Platz in Dresden Striesen eingeweiht. Foto: MeiDresden.deEmanuel Goldberg Platz in Dresden Striesen eingeweiht. Foto: MeiDresden.de 

Annekatrin Klepsch, Bürgermeisterin für Kultur und Wissenschaft sagte: „Mit der Benennung dieses Platzes ehren wir Emanuel Goldberg als herausragenden Wissenschaftler und Pionier der Medientechnologie, dessen Lebenswerk in Dresden begann und weltweit Wirkung entfaltete. Der Emanuel-Goldberg-Platz appelliert an unsere Verantwortung mit einer gelebten Erinnerungskultur: Wir erinnern an eine Persönlichkeit, an einen Wissenschaftler, der durch das nationalsozialistische Regime aus unserer Stadt vertrieben wurde.“

Emanuel Goldberg, geboren 1881 in Moskau, war einer der wichtigsten Wegbereiter der fotografischen und filmischen Medientechnologie. Seine Forschungen zur Bildaufzeichnung und -verarbeitung trugen maßgeblich zur Etablierung von Fotografie und Film als Massenmedien bei. Bereits 1931 entwickelte er eine sogenannte „statistische Maschine“ – ein visionäres Gerät, das als erste Suchmaschine der Welt gilt. Goldberg entwickelte in Dresden, das zu dieser Zeit als Zentrum des Kamerabaus galt, die legendären Kameras Kinamo und Contax.

 Emanuel Goldberg Platz in Dresden Striesen eingeweiht. Foto: MeiDresden.deEmanuel Goldberg Platz in Dresden Striesen eingeweiht. Foto: MeiDresden.de

1907 übernahm Goldberg in Leipzig eine der ersten deutschen Professuren für Fototechnik. Später leitete er bis 1933 als Generaldirektor die Zeiss Ikon AG in Dresden, das damals größte europäische Unternehmen der Foto- und Filmbranche, dessen Wurzeln unter anderem auf die Internationale Camera Actiengesellschaft ICA mit Sitz an der Schandauer Straße in Dresden zurückgehen. 1921 bis 1933 war er Dozent und Honorarprofessor am Wissenschaftlich-Photografischen Institut der Technischen Hochschule, der heutigen Technischen Universität Dresden.

Goldbergs Name und Wirken gerieten nach 1933 weitgehend in Vergessenheit: Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er 1933 von der SA entführt und ins Exil gezwungen. 1937 emigrierte er nach Palästina. 1970 starb er in Tel Aviv. Sein Beitrag zur technischen und wissenschaftlichen Entwicklung blieb lange unbeachtet – auch in der Dresdner Stadtgeschichte.

Erst mit der Übernahme seines Nachlasses im Jahr 2015 durch die Technischen Sammlungen Dresden konnte sein Leben und Werk umfassend erschlossen werden. Gemeinsam mit Partnerinstitutionen in Leipzig, Berlin und Bournemouth wurden Hunderte Dokumente, Fotografien und Relikte seiner Experimentierwerkstatt für die Forschung zugänglich gemacht. Die Ausstellung 2017 in den Technischen Sammlungen Dresden „Emanuel Goldberg – Architekt des Wissens“ würdigte sein Schaffen.

Quelle: Landeshauptstadt Dresden