Drillingsgeburten sind an sich schon eine kleine Sensation, wenn diese auch durchaus öfter vorkommen. Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden freut sich jetzt aber über eine besondere Drillingsgeburt. Die drei Jungs sind aus nur einer befruchteten Eizelle entstanden, die sich zunächst einmal und dann noch einmal geteilt hat. Üblicherweise entstehen Drillinge aus zwei oder drei separaten Eizellen, sodass diese Geburt nun außergewöhnlich ist. Die sogenannte monochorial-triamniote Drillingsschwangerschaft ist mit einer geschätzten Häufigkeit von etwa 1:100.000 bis 1:600.000 Geburten eine Rarität – besonders auch, weil sie in diesem Fall spontan also ohne reproduktionsmedizinische Unterstützung entstanden ist. Am 7. November kamen Levi, Hardy und Bernie per Kaiserschnitt in der 31. Schwangerschaftswoche zur Welt und haben sich seitdem sehr gut entwickelt. „Hinter dieser freudigen Nachricht steckt die große Expertise in der Betreuung von Risiko- und Mehrlingsschwangerschaften sowie von einem großen Team aus der Geburtsmedizin und der Neonatologie. Dieser Mix aus unterschiedlichen Professionen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Kreißsaal gibt werdenden Eltern Sicherheit, die sie in der besonderen Situation einer Geburt dringend benötigen und einfordern“, sagt Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum.
v.l.n.r. Hardy, Levi und Bernie sind aus nur einer befruchteten Eizelle entstanden, die sich zunächst einmal und dann noch einmal geteilt hat. Das ist extrem selten. Foto: UKD/Kirsten Lassig
Ein Team aus knapp 20 Personen hat am 7. November eine ganz besondere Geburt begleitet. Im OP-Saal der Kinderintensivstation kamen an diesem Tag die eineiigen Drillinge Levi, Hardy und Bernie zur Welt. Beteiligt waren Ärztinnen und Ärzte der Gynäkologie, Hebammen, Anästhesistinnen und Anästhesisten sowie Expertinnen und Experten der Neonatologie. Unmittelbar im Anschluss an die Geburt wurden die Kinder neonatologisch erstversorgt. Seitdem haben sie gelernt, ohne Unterstützung zu atmen sowie die Milch ihrer Mutter alleine zu trinken. Zudem haben sie ordentlich zugenommen. Mittlerweile wiegen die drei Jungs über 2.200 Gramm.
Drilling 1: Levi, Geburtsgewicht 1.140 Gramm, Größe 34 Zentimeter
Drilling 2: Bernie, Geburtsgewicht 980 Gramm, Größe 34,5 Zentimeter
Drilling 3: Hardy, Geburtsgewicht 1.210 Gramm, Größe 37 Zentimeter
v. l.n.r. Die Eltern Markus und Synthia freuen sich mit Oberarzt Dr. Matej Komár, Prof. Pauline Wimberger, Direktorin Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, und Prof. Mario Rüdiger, Leiter Neonatologie, über den Nachwuchs. Foto: UKD/Kirsten Lassig
Für die Eltern Markus (35) und Synthia (29) beginnt mit der baldigen Entlassung nach Hause eine aufregende Zeit. Zwei Geschwisterkinder freuen sich darauf, dass es zu Hause in Dippoldiswalde bald noch turbulenter zugeht. Alles ist vorbereitet, damit sich die sieben bald in aller Ruhe zu Hause kennenlernen können. Synthia wurde in der 28. Schwangerschaftswoche prophylaktisch zur Überwachung stationär aufgenommen. Mit zunehmender Schwangerschaftswoche kam es bei ihr zu deutlicher Zunahme von Beschwerden. Sie hatte ausgeprägte Einschränkungen beim Sitzen, Schlafen, Atmen und Essen aufgrund der erheblichen Bauchgröße. Die Feten wurden engmaschig sonographisch überwacht, insbesondere zum Ausschluss eines fetofetalen Transfusionssyndroms und weiterer Komplikationen. „Eine solche Schwangerschaft ist nicht nur mit einem ausgeprägten Risiko für eine Fehlgeburt (10 %) und Frühgeburt verbunden, sondern auch mit einem erheblich erhöhten Risiko für fetale Komplikationen“, sagt Oberarzt Dr. Matej Komár, der die Pränataldiagnostik der Universitätsfrauenklinik leitet. Die Geburt fand schließlich in der 31. Schwangerschaftswoche statt. Ansonsten wird in solchen Fällen ein geplanter Kaiserschnitt zwischen der 32. und 34. Schwangerschaftswoche durchgeführt.
Bei der Geburt wurden die Geburtshelferinnen und -helfer sowie -mediziner und -medizinerinnen durch ein Team der Anästhesie und der Neonatologie unterstützt. Denn auch die technischen Aspekte des Kaiserschnitts waren anspruchsvoll. „Bei einem solchen Eingriff gilt es, Hand in Hand zu arbeiten und alle möglichen Komplikationen im Blick zu haben. Die Universitätsfrauenklinik arbeitet mit der Neonatologie der Kinderklinik immer eng zusammen. Wir können schnellstmöglich reagieren, wenn Kinder nach der Geburt besonders versorgt werden müssen. Deshalb haben wir in diesem Fall den Kaiserschnitt direkt auf der Kinder-ITS durchgeführt“, sagt Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.
Prof. Mario Rüdiger leitet die Neonatologie am Universitätsklinikum Dresden: „Die Jungs waren trotz der frühen Schwangerschaftswoche in gutem Zustand. Dennoch benötigen sie als sehr unreife Frühgeborene eine besondere Behandlung, die nur an ausgewählten Zentren möglich ist. Zunächst wurden sie auf der ITS, später auf der Normalstation versorgt. Bis sie nach Hause dürfen sollen sie wachsen, selbstständig atmen und Nahrung zu sich nehmen sowie ihre Körperwärme selbst halten können“, sagt er.
Das Universitätsklinikum Dresden gilt als einziges ostsächsisches Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe – dem sogenannten ‚Level 1‘ – und bietet die Sicherheit einer optimalen ärztlichen wie pflegerischen Versorgung, vor, während und nach der Geburt. Egal ob es sich um eine Risikoschwangerschaft handelt oder um eine ganz normal verlaufende Schwangerschaft. Im Jahr 2024 kamen hier 87 Kinder mit einem Gewicht unter 1.500 Gramm zur Welt, in diesem Jahr sind es bisher 86 Kinder.
Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden