Nach mehr als drei Jahren Planung und Umbau öffnet am 29. Juni 2025 der neue Rundgang durch Sachsens einzige vollständig erhaltene Landbarockanlage. Zu erleben sind 300 Jahre Schlossgeschichte und der Alltag von Adel und Gesinde. Zur Eröffnung gibt es ein großes Familienfest.
Barockschloss Rammenau Foto Sylvio Dittrich
300 Jahre voller Geschichten werden lebendig
Wie aus dem Bilderbuch: Schloss Rammenau gilt als die einzige vollständig erhaltene Landbarockanlage Sachsens. Alle Gebäudeteile, der Meierhof, der Ehrenhof, das Schloss und der Park, sind intakt und akribisch saniert. Wozu die einzelnen Teile da waren, wer darin lebte und arbeitete, erzählt die neue Dauerausstellung. Ab 29. Juni 2025 wird mit „Kuhstall und Silberteller – Adel und Alltag in Rammenau“ der Alltag von ehemaligen Schlossbewohnern und ihren Dienern aus 300 Jahren Schlossgeschichte emotional und interaktiv lebendig.
Einbau im Kuhstall Foto: Barockschloss Rammenau
Ganzheitliche Vermittlung für alle Sinne
Der neue Rundgang bezieht die ganze Anlage ein. Erstmals erfährt man in Kuhstall, Gesindeküche und Pferdestall, wie das Gesinde lebte, was es zu essen gab und welche schweren Arbeiten auf Hof und Feldern verrichtet wurden. An einer Melkstation trifft man Kuh „Perle“, die einst zum Schloss gehörte, und kann sich im Melken ausprobieren. In der Gesindeküche sieht man, was im Gegensatz zum Gutsherren, auf den Tellern der Knechte und Mägde landete. Mit Spielgeräten wie Steckenpferden und Schubkarren zum Ausleihen finden Familien einen passenden Zeitvertreib. Im Schloss lernt man die adligen Bewohner kennen. In den prachtvollen Gemächern herrschen Luxus und Gemütlichkeit. Aber auch hier wurde gearbeitet und mit viel Geschick der Gutsbetrieb gelenkt. An Hörstationen wird man zum Zaungast alltäglicher Erlebnisse. Medienstationen bieten vertiefende Informationen zur Baugeschichte, den Wandgestaltungen und zu einzelnen Personen. Von 1720 an bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs fließen Episoden der Schlossgeschichte in den Rundgang ein. Über kleine Bühnen, interaktive Vitrinen und geschickt platzierte szenische Elemente wird der Alltag von damals greifbar. Im Außenbereich – Meierhof, Ehrenhof und Schlosspark – wird mit Zeitzeugeninterviews die Zeit von 1945 bis zur politischen Wende in Sachsen lebendig. Auf der Parkbank sitzend, hört man vom Leben im Schloss in den 1950ern und wie es war, als Angehöriger der LPG „Johann-Gottlieb-Fichte“ im Meierhof zu arbeiten. Die Ausstellung spricht gezielt die Sinne an: Man kann lesen, hören, fühlen, spielen, die eigene Kraft einsetzen und mitmachen. Die Alltagswelten von Adel und Dienern, das Zusammenspiel von Schloss und Dorf, werden so eindrücklich erfahrbar.
Barockschloss Rammenau - Schlosspark. Foto: Ben Walther
Wichtiger Meilenstein für kulturelle Bildung im ländlichen Raum
Seit Jahren investiert die Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG) gezielt in Bildungsangebote im ländlichen Raum. So wurden zum Beispiel mit interaktiven Spielstationen, einem Escape-Room oder museumspädagogischen Angeboten in den letzten drei Jahren zeitgemäße Impulse gesetzt. Die neue Ausstellung im Schloss Rammenau ist ein weiterer bedeutender Meilenstein für die kulturelle Bildung im ländlichen Raum der SBG: „Wir haben dem Schloss ein ganz neues Gesicht gegeben. Schloss Rammenau hat sich zu einem absoluten Geheimtipp unter den sächsischen Ausflugszielen entwickelt und ist ein großartiges Beispiel für gelungene Wissensvermittlung mit Erlebnisfaktor in einem Gesamtpaket. Meine absolute Empfehlung für die Sommerferien: Besuchen Sie „Kuhstall und Silberteller!“, schwärmt der Geschäftsführer der SBG, Dr. Christian Striefler. Gäste sollten für ihren Besuch mindestens zwei bis drei Stunden Zeit einplanen. Erfrischungen, Kaffee, Kuchen, Eis und eine niedliche Kinderkarte gibt es im Schlosscafé.
Umbau und Hintergründe
Für den Umbau wurden elektrotechnische Anschlüsse in den neuen Ausstellungsräumen verlegt, Fußböden und Mauerwerk grob instandgesetzt, Holzfußböden angeglichen und Raumfassungen restauriert. Anschließend folgten die Einbauten der Ausstellungstechnik. SBG investierte in Ausstellungsplanung und -bau, Technik, Restaurierung, wissenschaftliche Recherchen und die Ertüchtigung der vorhandenen Infrastruktur des Schlosses insgesamt 1,5 Mio. Euro. In das Projekt waren Wissenschaftler, Gestalter, Ausstellungsbauer, die Denkmalschutzbehörde sowie viele regionale Handwerkspartner involviert. Die Planung und Beauftragung der baulichen Maßnahmen verantwortete der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), Niederlassung Bautzen, in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege.
Barockschloss Rammenau - Meierhof Foto: Ben Walther
Familienfest zur Eröffnung – Freier Eintritt mit Kostüm
Am 29. Juni von 13 bis 17 Uhr ist es soweit: Endlich öffnet die neue Dauerausstellung für Gäste. Das wird am ersten Sommerferiensonntag mit einem großen Familienfest gefeiert. Wer sich thematisch passend verkleidet, bekommt freien Eintritt. Prinzessinnen, Grafen, Diener oder sogar Kühe sind willkommen. In der Schlossanlage gibt es eine Fechtstation, Anleitung zum barocken Tanz, ein antikes Waschbrett zum Wäsche waschen, ein Getreide-Rätsel, Bastelangebote und Spielgeräte zum Ausleihen. Im Hindernis-Parcours wird mit Schubkarren und Tragejoch die Geschicklichkeit der Gäste getestet. An zwei Fotostationen stehen passende Accessoires bereit, um sich in Diener oder adlige Schlossbewohner zu verwandeln. Natürlich gibt es auch Waffeln, Zwiebelkuchen & Limo, damit alle gut verpflegt sind. Letzter Einlass ist 16:30 Uhr.
Ab dem 30. Juni gelten die folgenden Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
Museum: April bis Oktober 10 bis 18 Uhr | November bis März: 10 bis 16 Uhr | Dienstag Ruhetag
Schlosscafé: April bis Oktober 10 bis 18 Uhr | Dienstag Ruhetag / November bis März 10 bis 16 Uhr | Dienstag und Mittwoch Ruhetag
Eintritt: 8 € | Ermäßigt 7 € | Kinder 6 bis 16 Jahre 1 € | Freier Eintritt mit schlösserlandKARTE
Weitere Informationen: www.barockschloss-rammenau.com
Quelle: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH