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Internationales Bildhauer-Symposium startet auf dem Campus der Fachhochschule Dresden.

Dresden. Beim Internationalen Bildhauer-Symposium der Fachhochschule Dresden arbeiten zurzeit acht Künstlerinnen und Künstler aus sieben Ländern auf dem Campus am Straßburger Platz/Güntzstraße 1 in Dresden. Steineklopfen hallt über den Platz. Große, helle Steinblöcke liegen verteilt auf Holzpaletten und Tischen unter weißen Zeltplanen, wo es hämmert, stiebt, splittert und der Stein neue Formen annimmt. Das weite Blätterdach einer stattlichen Buche schützt vor Hitze und die Bänke laden Bildhauer wie Zaungäste zum Verweilen, zu Begegnung und Austausch nach dem handwerklichen Tun ein. Seit Wochenbeginn arbeiten Künstler aus Italien, Georgien, Mexiko, Polen, Ukraine, Japan und Deutschland bei einem Internationalen Bildhauer-Symposium auf ganz verschiedene Weise mit Sandstein aus dem Pirnaer Steinbruch. Sie alle verbindet die Sprache des Steins.

Internationales Bildhauer-Symposium startet auf dem Campus der Fachhochschule Dresden ©AFBB ÖffentlichkeitsarbeitInternationales Bildhauer-Symposium startet auf dem Campus der Fachhochschule Dresden ©AFBB Öffentlichkeitsarbeit

„Die Idee entstand während der Zeit der Pandemie und soll die uralte künstlerische Sprache der Bildhauerei in einem internationalen Austausch fördern und erhalten“, sagt Günter Kahle, geschäftsführender Gesellschafter der Fachhochschule Dresden. 60 Künstler aus aller Welt hatten sich beworben für das Bildhauer-Symposium. Eine Jury der Fachhochschule, darunter die Dekanin für Design und ein workshoperfahrener Bildhauer, wählte die Künstler nach den eingereichten Entwürfen aus. „Es ist erfreulich und selten geworden heutzutage, dass eine Bildungseinrichtung solch ein Zusammentreffen von Bildhauern mit handwerklich künstlerischem Austausch und einen Workshop unter dem Motto ‚Lebenslanges Lernen‘ für Schüler und Studenten ermöglicht“, sagt Peter Fiedler, der seit 2002 mit einem Verein das Internationale Bildhauer-Symposium in Moritzburg organisiert und nun den Workshop an der FH Dresden künstlerisch begleitet. Dabei geht es um den Umgang mit dem Material (mit der Hand lernt man anders als mit dem Kopf) und etwas Sichtbares zu schaffen. „Haptische Fähigkeiten wie mit Meißel und Schnitzmesser umzugehen, gehen leider immer mehr verloren“, sagt Fiedler. Durch körperliches Tun etwas hervorzubringen, das auch Selbstbewusstsein und Zufriedenheit gibt, sollen die Workshopteilnehmer ebenfalls erfahren.

Internationales Bildhauer-Symposium startet auf dem Campus der Fachhochschule Dresden ©AFBB ÖffentlichkeitsarbeitInternationales Bildhauer-Symposium startet auf dem Campus der Fachhochschule Dresden ©AFBB Öffentlichkeitsarbeit

Ein Ohr aus Stein, das 1,70 Meter hoch wird, erschafft gerade Kei Nakamura aus Japan. Seine Skulptur steht für das Aufnehmen, die Sinneswahrnehmung ebenso wie das Unsichtbare hörbar zu machen in der universellen und bildlichen Sprache des Steins. Er ist das erste Mal in Dresden und fasziniert von dieser „Stadt des Sandsteins“. Eine Qualität der Stadt sei, dass sie aus dem Historischen gewachsen ist. Figürlich wirkende Buchstaben und ein Fragezeichen aus Stein, die den Weg des Lernens und das Gefühl der Erkenntnis durchlaufen und die sie vielleicht noch mit Farbe bemalt, wird die italienische Künstlerin Enrica Rebeck zeigen. Carlos Monge ist aus Mexiko angereist und der erfahrenste Künstler in der Runde. Er hat schon an über 130 Bildhauer-Symposien in 30 Ländern teilgenommen. In Dresden ist sein 131. Symposium. Er fühlt sich sehr wohl hier, sagt Monge. Der Ort sei aber nicht die Hauptsache für ihn, sondern vielmehr die Beziehungen mit den Menschen, anderen Künstlern und denen, die hinter dem Projekt stehen. Er zeichnet mit rotem Stift eine Skizze auf den Stein, die Kreise erinnern an Jahresringe von Baumscheiben. In der Hand hält er eine versteinerte Muschel. „Die Kunst ist eine Parallele zur Natur voller geometrischer Formen“, sagt der mit seinen 75 Jahren immer noch schaffensfrohe Künstler. Er trägt Jeans, Jeanshemd und Strohhut und schildert lebhaft, wie die Naturformen und die Kultur der Azteken, deren spirituelle Energie und reduzierte Formen transformiert in sein eigenes Werk einfließen. Bildhauer Christian Ruckdeschel aus Nürnberg baut einen Tisch aus Stein mit Bezug zum Lernort, mit klaren kubischen Formen und sichtbaren Bruchflächen.

Internationales Bildhauer-Symposium startet auf dem Campus der Fachhochschule Dresden ©AFBB ÖffentlichkeitsarbeitInternationales Bildhauer-Symposium startet auf dem Campus der Fachhochschule Dresden ©AFBB Öffentlichkeitsarbeit

Die entstehenden Skulpturen sollen das Umfeld der Hochschule und den Campus gestalterisch bereichern. Interessierte Studenten der Hochschule und Schüler der Akademie für berufliche Bildung können außerdem in einem Workshop im Austausch und unter Anleitung durch die Künstler kreativ den Sandstein bearbeiten und eigene Erfahrungen damit sammeln. Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos und wird von der Fachhochschule finanziert. Zwei Schulklassen der Fachoberschule werden am 30. und 31. August Steine und Werkzeuge näher erkunden und die Studenten dann ab 1. September. „Der Stein ist wie eine Festplatte, in die man Zeichen haltbar, die Zeiten überdauernd, einmeißeln kann. Technik hingegen hat ihre Grenzen“, so Bildhauer Peter Fiedler.

Virtuelles Design und Bildhauerkunst zum Anfassen sind starke Gegensätze. „Schauen, wie man Berührungspunkte finden, schaffen und diesen Ort nutzen kann, um ein altes Handwerk zu bewahren“, das interessiert Karolin Schluttig, Studentin für Mediendesign an der FH Dresden und Organisatorin des Bildhauer-Symposiums. Sie nimmt auch am Workshop teil. „Im Stein ist jeder Handgriff gesetzt und man kann nichts digital zurücknehmen. Das ist spannend.“

„Cool finde ich, dass es ein Projekt ist, das man nach außen sieht und hört und von Studenten mit umgesetzt wird“, sagt Christian Schülke, Mediendesignstudent und Vorsitzender des Studentenrats der Fachhochschule Dresden.

Die Vernissage mit den Werken der Künstler findet am Sonntag, 4. September 2022, um 15 Uhr auf dem Campus statt. Interessierte Gäste sind herzlich eingeladen.

Weitere Infos: www.fh-dresden.eu

Quelle: meeco Communication Services GmbH