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Berlin. Die Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. kührte zum 45 mal das Wort des Jahres. In diesem Jahr ist es der "Wellenbrecher"

Berlin. Das Wort des Jahres 2021 ist Wellenbrecher. Das Wort steht für alle Maßnahmen, die getroffen wurden und werden, um die 4. Corona-Welle zu brechen. Das aus Küstenschutz und Schiffbau bekannte Wort nahm durch das auch 2021 beherrschende Thema – die Corona-Pandemie – eine Reihe von neuen Bedeutungen an. Es stand unter anderem für ›Maßnahmen gegen Covid-19‹, für den ›Zeitraum, in dem solche Maßnahmen gelten sollen‹, und auch für eine ›Person, die sich nach ihnen richtet‹ (»Werden Sie zum Wellenbrecher!«). Übertragene Verwendungsweisen wie diese sind aus sprachwissenschaftlicher Sicht jahrestypisch: Ob diese langfristig in unserem Wortschatz bleiben werden, hängt wesentlich davon ab, ob es uns gelingt, die Pandemie nachhaltig einzudämmen.

"Wellenbrecher" ist "Wort des Jahres" 2021  Foto: Symbolfoto"Wellenbrecher" ist "Wort des Jahres" 2021 Foto: Symbolfoto

Die Wörter des Jahres 2021

1.Wellenbrecher
2.SolidAHRität
3.Pflexit
4.Impfpflicht
5.Ampelparteien
6.Lockdown-Kinder
7.Booster
8.freitesten
9.Triell
10.fünf nach zwölf

Mit der besonderen Schreibweise SolidAHRität (Platz 2) wurde auf die Flutkatastrophe in West­deutschland, besonders im Ahrtal, Bezug genommen. Die Wortkreuzung aus Solidarität und dem Flussnamen Ahr war ursprünglich der Name einer Hilfsaktion für hochwassergeschädigte Winzer, wurde aber auch darüber hinaus kennzeichnend für die große Hilfsbereitschaft, die sich in Form von Spenden und tätiger Unterstützung weit über die betroffene Region hinaus zeigte.

Pflexit (Platz 3), nach dem Vorbild von Grexit, Brexit, Polexit usw. gebildet aus Pflege und Exit und somit gleichfalls eine Wortkreuzung, hat im sogenannten Pflege­notstand einen ernsten Hintergrund: Immer öfter verlassen Pflegekräfte, meist wegen harter Arbeitsbedingungen und/oder schlechter Bezahlung, ihren Beruf. Der Pflegeausstieg könnte zu einem ernsten gesellschaftlichen Problem werden.

Der Booster (Platz 7), zu Deutsch die Auffrischungsimpfung, ist ein weiteres Pandemiewort des Jahres 2021. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass zwei Impfungen gegen Covid-19 noch keinen zufriedenstellenden Schutz bieten, wurde zunächst bestimmten Personengruppen, später dann allen über 18 eine dritte Impfung empfohlen.

Triell (Platz 9) steht für ein ›Duell zu dritt‹. Das Wort gibt es zwar schon seit Längerem, es wurde aber im Bundestagswahlkampf 2021 durch die von drei Personen – einer Spitzenkandidatin und zwei Spitzenkandidaten – ausgetragenen Fernsehdebatten populär. Altlateinisch duellum ist eine frühe Form von bellum (›Krieg‹); es wurde später volksetymologisch mit duo (lateinisch ›zwei‹) in Verbindung gebracht und nahm daher die Bedeutung ›Zweikampf‹ an. Bei der Weiterbildung mit dem Präfix tri- (›drei, dreifach‹) zu Triell handelt es sich wie bei SolidAHRität und Pflexit um eine Wortkreuzung (auch bekannt als Kontamination, Wortverschränkung, Kofferwort oder Porte­manteau).

Die Wortgruppe fünf nach zwölf (Platz 10), häufig mit der Betonung auf nach, ist ein beliebt ge­wordener Ausdruck für besonders starken Aktionsbedarf – in der Klimapolitik, bei der Pande­miebekämpfung oder auch in beliebigen anderen Zusammenhängen. Es handelt sich um eine Weiterführung der Formulierung fünf vor zwölf. Wer mitteilt, dass es bezüglich eines bestimmten Problems fünf nach zwölf (alternativ auch sogar schon zehn nach zwölf, viertel vor eins o. Ä.) sei, sagt damit genau genommen, es sei eigentlich schon zu spät zum Handeln … und umso dringender müsse daher gehandelt werden.

Die Wörter des Jahres der Gesellschaft für deutsche Sprache werden 2021 zum 45. Mal in Folge bekannt gegeben. Die Aktion, die mittlerweile weltweit Nachahmung findet, ist die älteste ihrer Art. Traditionell suchen die Mitglieder des Hauptvorstandes und die wissenschaftlichen Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter der GfdS nicht nach den am häufigsten verwendeten Ausdrücken, son­dern wählen solche, die das zu Ende gehende Jahr in besonderer Weise charakterisieren. Dass fünf von zehn Wörtern der Liste einen direkten Corona-Bezug haben, rückt deutlicher als jede Einzelplatzierung in den Blick, wie stark auch das Jahr 2021 von der Pandemie geprägt war.

Quelle: Gesellschaft für deutsche Sprache e.V.