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Dresden. Aufgrund der extremen Schwankungen der Nachfrage musste die DVB ihr Angebot im Jahresverlauf mehrfach anpassen.Sie hat auch mit einem hohen Krankenstand zu kämpfen.

Dresden. Seit 1872 fahren Straßenbahnen als öffentliches Verkehrsmittel durch Dresden. Anfangs noch von Pfer-den gezogen, fuhren die Wagen spätestens zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ausschließlich elektrisch und damit seit 150 Jahren umweltfreundlich. „Auch in Zeiten von Corona bleibt der Klima-schutz ein aktuelles Thema“, sagt Technik- und Finanzvorstand Andreas Hemmersbach. „Erst Ende des vergangenen Jahres hat sich der Stadtrat erneut zum weiteren Ausbau des ÖPNV bekannt. Da passt es natürlich gut, dass die Dresdner Straßenbahn in diesem Jahr ihr Jubiläum feiert.“ Inzwischen hat der Generationswechsel bei Bussen und Bahnen begonnen. Die erste neue Stadtbahn fährt im Testbetrieb und soll ab Mai 2022 Fahrgäste befördern.

DVB AG zieht Bilanz  Foto: Archiv © MeiDresden.deDVB AG zieht Bilanz Foto: Archiv © MeiDresden.de

Zum Ersatz der alten Dieselbusse haben die DVB 2021 insgesamt 94 neue Busse bestellt. Davon werden 74 mit den modernsten auf dem Markt erhältlichen Dieselmotoren und 20 mit reinem Elektroantrieb bestückt sein. Bisher sind schon 28 der neuen Dieselbusse bei den DVB angekommen, 2022 werden die nächsten erwartet. „Etwa zur Jahresmitte sollen dann auch die 20 Elektrobusse ankommen. Sie sind für den Einsatz auf der zentrumsnahen Buslinie 68 sowie der Linie 81 vorgesehen“, erläutert Be-triebs- und Personalvorstand Lars Seiffert. „Moderne Bahnen und Busse sind zentrale Elemente der Mobilitätswende. Im Zusammenspiel mit dem Rad- und Fußverkehr können wir die Vision einer le-benswerten Stadt Wirklichkeit werden lassen. Umso wichtiger ist es, weiter in neue Angebote, kom-fortable Fahrzeuge, barrierefreie Haltestellen und schnelle Strecken zu investieren.“

DVB AG zieht Bilanz  Foto: Archiv © MeiDresden.deDVB AG zieht Bilanz Foto: Archiv © MeiDresden.de

Rückblick 2021:
Kundenbarometer 2021
Zum fünften Mal in Folge haben die DVB den ersten Platz im deutschlandweiten ÖPNV-Kundenbaro-meter belegt. Die Gesamtzufriedenheit lag 2021 bei 2,24 (Vorjahr 2,20). Insgesamt 95 Prozent (Vorjahr 94 Prozent) aller Fahrgäste sind mit den Leistungen der DVB vollkommen zufrieden, sehr zufrieden oder zufrieden.

Rund 70 Millionen Euro investiert
Im vergangenen Jahr investierten die DVB rund 70 Millionen Euro in Betriebsanlagen und in den Fuhr-park. Hohe Priorität hatte dabei der weitere Ausbau des Stadtbahnnetzes sowie die Beschaffung der neuen Stadtbahnwagen und neuer Busse. Das Gleisbauvorhaben auf Steinbacher Straße wurde umge-setzt, auf der Bautzner Straße konnte im Dezember die Straßenbahn wieder fahren und auf der Großenhainer Straße startete 2021 der Abschnitt rund um die Haltestelle Liststraße. Zudem wurde 2021 das Gleisdreieck am Neustädter Markt erneuert sowie die Gleisanlagen auf der Augustusbrücke montiert. Dort steht die Freigabe bevor. Neben dem ersten neuen Stadtbahnwagen, der im Sommer aus Bautzen nach Dresden geliefert wurde, konnten die DVB bis zum Jahresende 28 neue Busse in Empfang nehmen.

DVB AG zieht Bilanz  Foto: Archiv © MeiDresden.deDVB AG zieht Bilanz Foto: Archiv © MeiDresden.de

Generationswechsel bei Bahnen und Bussen läuft
Der Schienenfahrzeugbestand der DVB besteht aktuell aus 166 Stadtbahnwagen. Der erste neue vom TYP NGT DX DD wird erst nach seiner Abnahme mitgezählt. Der Bestand der Tatra-Wagen reduzierte sich 2021 um drei Wagen. Der Stadtbahnwagen 2512 ist seit 1996 im Einsatz und hat als Spitzenreiter bereits 2,01 Millionen Kilometer zurückgelegt. Die durchschnittliche jährliche Laufleistung der Stadt-bahnen liegt bei knapp 80.000 Kilometern pro Fahrzeug.

Die DVB-Busflotte bestand zum Jahresende 2021 aus 159 Fahrzeugen, darunter 17 Hybridbusse und ein Elektrobus. Zehn Fahrzeuge haben eine Leistung von mehr als einer Million Kilometern erbracht. Die jährliche Laufleistung der Busse unterliegt größeren Schwankungen als bei Stadtbahnen, beispiels-weise wegen des Einsatzes im Ersatzverkehr. Der Spitzenreiter für 2021 lag bei 121.000 Kilometern. Die ersten 28 Neufahrzeuge konnten die DVB bis Ende 2021 in Ihren Fuhrpark integrieren.

Standseilbahn rekonstruiert
Von Juni 2020 bis 28. Juni 2021 wurde die Standseilbahn rekonstruiert. Das inzwischen 126 Jahre alte technische Denkmal erhielt ein neues Zugseil. Auf der Strecke fanden Instandsetzungen statt, zum Bei-spiel mussten die Stützwand oberhalb des Burgbergtunnels gesichert und die Balken des Viadukts ge-tauscht werden. An der unteren Station entstand ein neues Funktionsgebäude. Größtes Projekt war die Modernisierung der Steuerung. Jetzt kann die Bahn auch aus der Talstation bedient werden.  Link

Foto: © MeiDresden.de/Mike SchillerFoto: © MeiDresden.de/Mike Schiller

Neue Buslinien 68
Mit Schuljahresbeginn 2021 wurde die ehemalige Buslinie 75 auf dem Abschnitt Postplatz bis Cossebaude verdichtet. Die neu als 68 benannte Linie fährt damit durchgängig im 10-Minuten-Takt. Der Nachfrage-zuwachs beträgt allein in den ersten zwei Monaten schon 1.000 Fahrgäste pro mittlerem Werktag. Prog-nostiziert ist ein Gesamtzuwachs von bis zu 3.000 täglich. In der Regel vergehen aber rund zwei Jahre, bis eine Angebotsverbesserung die Prognosewerte erreicht. Link

DVB AG zieht Bilanz    Foto: © MeiDresden.de/Mike SchillerDVB AG zieht Bilanz Foto: © MeiDresden.de/Mike Schiller

Ticketautomaten
Ende Oktober 2021 begann der Austausch der mobilen Automaten in den 166 Stadtbahnwagen. Sie ersetzten die rund 30 Jahre alten Modelle. Die neuen sind viel kleiner und leichter, bezahlt wird mit Karte statt Bargeld. Anfang Dezember war die Umrüstung abgeschlossen, so dass auch die ersten Busse einen Automaten bekamen. Bis zum Sommer 2022 werden alle Busse mit mobilen Ticketautomaten bestückt. Die stationären Ticketautomaten wurden 2021 von 144 auf 156 Standorte erweitert. Die Auswahl er-folgte auf Basis wiederholter Kundenwünsche sowie anhand umsatzstarker Haltestellen, an denen vor Corona viele Tickets beim Busfahrer gekauft wurden.  Link

Neue Fahrscheinautomaten für Stadtbahnen und Busse bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB)  Foto: © MeiDresden.de/Mike SchillerNeue Fahrscheinautomaten für Stadtbahnen und Busse bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) Foto: © MeiDresden.de/Mike Schiller

MOBIbike beliebt
Ende des Jahres 2021 waren insgesamt 44 MOBIpunkte im Dresdner Stadtgebiet in Betrieb. An 15 hat das Straßen- und Tiefbauamt noch elektrische Fahrradluftpumpen aufstellen lassen. Der Oktober 2021 war mit über 106.000 Ausleihen beim MOBIbike der nachfragestärkste Monat seit Einführung des Sys-tems im August 2020. Dies ist vor allem auf die erneuerten Hochschulkooperationen mit Beginn des Wintersemesters zurückzuführen. Bislang wurden rund 22.000 DVB-Abos mit dem MOBIbike-System verknüpft.

Schwankende Fahrgastzahlen unter Pandemie-Bedingungen
Die Fahrgastnachfrage der DVB war 2021 starken Schwankungen unterworfen. Gestartet mit einem harten Lockdown und Nachfragerückgängen von über 50 Prozent konnte sich die werktägliche Nach-frage mit schrittweisen Lockerungen und Normalisierungen von August bis November kontinuierlich erholen. Sie lag da aber immer noch rund 18 Prozent unter der von 2018/2019. Mit der vierten Welle und der damit verbundenen Einführung der 3G-Regel im ÖPNV ging die Nachfrage zuletzt wieder deut-lich auf nur noch 50 bis 60 Prozent der „Vor-Corona-Werte“ zurück. Aufgrund der extremen Schwan-kungen der Nachfrage musste die DVB ihr Angebot im Jahresverlauf mehrfach anpassen, ein Teil der Belegschaft ging zeitweise in Kurzarbeit. Ab November stieg auch der Krankenstand im eigenen Hause spürbar, was eine erneute Fahrplananpassung notwendig machte.

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Stammkunden bleiben treu
Auch in Krisenzeiten bleiben die Stammkunden „ihren“ Dresdner Verkehrsbetrieben weitestgehend treu. Dennoch ist die Zahl der Abonnenten im Vergleich zu 2020 gesunken. Beispielsweise reduzierten sich Abos von Monatskarten zum Normaltarif von etwa 80.000 auf 75.000. Die zu den Stammkunden zählenden Jobticket-Nutzer sind von 20.500 um 1.100 auf 19.400 zurückgegangen. Die Gründe dafür liegen überwiegend in veränderten Arbeitsweisen mit Homeoffice-Anteil sowie in Produktionspausen oder Kurzarbeit bei den Firmen. Einen deutlicheren Rückgang weisen die ermäßigten Abos auf. Diese sanken von rund 22.000 auf 14.000. Der Großteil dieser vorwiegend jungen Kunden ging aber nicht verloren. Vielmehr wechselten sie in das seit August 2021 angebotene und deutlich günstigere Bil-dungsticket. Bis Jahresende wurden mehr als 30.000 dieser Verträge abgeschlossen. Dadurch ist zwar die Gesamtzahl aller Stammkunden von etwa 127.000 auf 143.000 gestiegen. Aufgrund der hohen Ra-battierung des Bildungstickets sind die Einnahmen insgesamt jedoch geringer.

Dankeschön-Aktionen
Bei ihren Stammkunden haben sich die Partnerunternehmen im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) 2021 mit verschiedenen Aktionen bedankt. Besonders gut kam die Ausweitung der Gültigkeit von Abo-Monatskarten und Jobtickets auf den gesamte VVO-Verbundraum in den Sommerferien an. Ebenfalls recht erfolgreich lief die Abo-Aktion „3 für 2“, die am 6. September 2021 im VVO gestartet wurde. Dabei erhielten alle Kunden, die zum Oktober, November oder Dezember 2021 ein Abonnement ab-schlossen, den ersten Monat gratis. Ein gemeinsames Angebot der Verkehrsunternehmen und des Ci-tymanagements Dresden gab es im November 2021: Am Abend des 5. zur „Langen Einkaufsnacht“ und am 6. ganztägig konnte jeder den ÖPNV im gesamten Verbundraum ohne Ticket benutzen.

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ÖPNV-Rettungsschirm
Bund und Länder haben 2021 wieder einen finanziellen Rettungsschirm über den Verkehrsunterneh-men aufgespannt. Die prognostizierten pandemiebedingten Einnahmeausfälle von etwa 20 Millionen Euro können so weitgehend kompensiert werden. Dank des Rettungsschirms liegt der Verlustausgleich des Unternehmens für 2021 voraussichtlich bei 55,4 Millionen Euro. Für einen ÖPNV-Rettungsschirm 2022 laufen bereits Verhandlungen zwischen Bund und Ländern. Es gibt einen Konsens, dass der ÖPNV bundesweit erneut eine Unterstützung benötigt. Bislang fehlt noch die feste Zusage.

Quelle: DVB AG