Logo von MeiDresden.de

Nun also doch! Lange hat die Politik erklärt, es werde keinen zweiten Lockdown geben. Jetzt kommt er trotzdem. Ab Montag ist das öffentliche Leben massiv einge-schränkt.

(JV) Nun also doch! Lange hat die Politik erklärt, es werde keinen zweiten Lockdown geben. Jetzt kommt er trotzdem. Ab Montag ist das öffentliche Leben in Deutschland massiv eingeschränkt. Kontakte werden auf ein Minimum begrenzt. Restaurants, Bars und Kneipen müssen schließen. Theater, Kinos und Schauspielhäuser dürfen ebenfalls nicht mehr öffnen. Sogar Familienbesuchen sollen (soweit denn möglich) vermieden werden. Auch der Sport ist betroffen. Er muss im November auf sämtliche Zuschauer und Publikum verzichten.

DEUTSCHLAND GEHT IN DEN ZWEITEN LOCKDOWN   Foto:  Gerd Altmann/PixabayDEUTSCHLAND GEHT IN DEN ZWEITEN LOCKDOWN Foto: Gerd Altmann/Pixabay

Es ist wirklich schwere Kost, die da gestern Nachmittag per Videoschalte mit den Ministerpräsidenten der Länder beschlossen wurde, und sie geht auch nicht an den Politikern spurlos vorbei. Als Angela Merkel, Markus Söder und Michael Müller gestern am frühen Abend vor die Presse traten, zeigte sich der Oberbürgermeister von Berlin sichtlich bestürzt. „Das ist mir heute nicht leicht gefallen“, sagte er.

Am späten Abend stellte sich Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, den Fragen von Markus Lanz. Er wirkt ebenfalls emotional sehr aufgewühlt und reagierte an manchen Stellen fast schon gereizt, besonders als es um den Punkt ging, ob diese Maßnahmen unter bestimmten Umständen vielleicht sogar „für immer“ gelten könnten. „Das ist ja absurd“ antwortete er darauf und das in einer, von ihm bisher nicht gekannten, fast schon launigen Art.

Zum ersten Mal seit Monaten handeln Bundesregierung und Ministerpräsidenten in der Pandemie „Hand in Hand“. Die üblichen Streitereien und Sticheleien, sie blieben am gestrigen Mittwoch aus. Doch, unumstritten ist all das nicht, was da gestern für knapp 4 Wochen beschlossen wurde.

Die ohnehin schon gebeutelte Gastronomie fühlt sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Die DEHOGA zeigte sich geschockt von den Maßnahmen und auch einige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens meldeten sich gestern zu Wort. In Berlin trat (noch vor Bekanntwerden der neuen Maßnahmen) Dieter Hallervorden ans Mikrofon. Das Kunstgewerbe hatte erneut die „Alarmstufe rot“ ausgerufen. Auch Bernhard Brink zeigte sich vor verschiedenen Kameras. Roland Kaiser, der mit seiner Kaiser-Mania jährlich in Dresden auftritt und sich dort einer enormen Beliebtheit erfreut, fand gestern klare Worte: „Es gibt viele Menschen, die hinter den Kulissen arbeiten und diesen Menschen geht es richtig schlecht“, sagte er gegenüber der ARD.

In der Bild-Zeitung sprach Ralf Schumacher ebenfalls Klartext. Er benotete in einem Video die Arbeit der Regierung mit der Note 6. Sie habe den Sommer verschlafen, sagte er.

Selbst anerkannte Mediziner kritisierten den erneuten Lockdown scharf. Noch am Vormittag hatten sie an die Politik einen flammenden Apel gerichtet, ihre Entscheidung genau zu überdenken. Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) stellte zu diesem Zweck zusammen mit dem Virologen Hendrik Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit ein Positionspapier vor. Ändern konnte es am Ende jedoch nichts.

Die Reaktionen auf den erneuten Lockdown sind höchst unterschiedlich und werden kontrovers diskutiert. Während für die eine Seite klar ist, dass es ohne strenge und harte Maßnahmen nicht geht, kritisiert die andere, dass Existenzen zerstört werden und Menschen in den wirtschaftlichen Ruin getrieben.

Auch auf unserer Facebook-Seite wird seit gestern Abend heftig gestritten! Hier zeichnet sich ein klares Votum gegen die Sanktionen ab.

Fakt ist, dass Unternehmen die durch diese Maßnahmen in Schieflage geraten durch den Bund entschädigt werden sollen. Sie erhalten 75% der Einnahmen aus dem November des Vorjahres.

75 ist eine ohne spannende Zahl, denn 75% aller Corona-Infektionen können derzeit nicht mehr zurückverfolgt werden. Derweilen nehmen diese aber immer mehr zu. Auch heute meldet das RKI wieder Rekordwerte für Deutschland. Bleibt also zu hoffen, dass die Maßnahmen greifen und die Kurve abgeflacht werden kann. Karl Lauterbach von der SPD gibt sich, was das angeht, zuversichtlich. Bei Markus Lanz sagte er: „Wir werden das Geschehen endlich bremsen können“. Verfolgen wird uns Corona trotzdem noch für lange Zeit.